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Pro – Albhochfläche – Interessengemeinschaft  

                                                       Unser Aufruf !

„Die Wertschätzung unserer Albhochfläche in Nellingen und Merklingen zum Erhalt der wertvollen Ackerflächen !"

 

I. Die Schwäbische Alb: ein einmalig prägnantes Landschaftsbild

Eine besonders markante Kuppenlandschaft mit ringsherum Trockentälern, Felsen und Höhlen. Eine ökologisch wertvolle Kulturlandschaft mit Feldgehölzen, Steinriegeln und Feldrainen und in direkter Nähe Wachholderheiden, Magerrasen, Baumgruppen und Streuobstwiesen .

Die Albhochfläche mit ihren Ortschaften verbindet geschützte Naturoasen, wie das Kleine Lautertal mit dem Bermaringer Wald und Schwachstett, den Albtrauf und das Lonetal; sie bietet regional bedeutsame Erholungsräume. In Karstwannen hat sich der fruchtbare Boden seit Millionen von Jahren abgelagert und ist heute wertvolles Ackerland; deshalb wurde er seit prähistorischer Zeit besiedelt. Roter Milan, Uhu und Kolkrabe stehen auf der Roten Liste; diese Vögel haben hier ihr Revier. Das um Münsingen gelegene „Biosphärengebiet Schwäbische Alb" ist eine Modellregion: von der Europäischen Union, vom Land und dem Landkreis stark gefördert, enthält sie ein großes Potenzial zur Weiterentwicklung. Dies sollten wir aufgreifen und als wichtiges hochgeschätztes Naherholungsgebiet für die Menschen aus den Ballungsräumen Stuttgart, Göppingen, Kirchheim, Ulm und ganz Deutschland ausbauen.

 

II. Fruchtbare Böden sind äußerst wertvoll

Sie sind eine nicht erneuerbare Ressource; durch Überbauung mit Industrie wird zerstört was sich in zehntausenden Jahren durch Verwitterung von Gesteinen gebildet hat. Auch mit viel Kapital läst sich Ackerboden nicht vermehren. Der Boden ist Bestandteil des ökologischen Naturhaushalts, von Wasser- und Nährstoffkreisläufen, ist Filtersystem zum Schutz des Grundwassers, Puffersystem für Schadstoffe und Klimaregulator (CO2). Als Wirtschaftsfaktor dient er zur Nahrungsgrundlage und zur Herstellung von Agrarrohstoffen und Energiepflanzen. Die überdurchschnittlichen Hochertragsböden in Nellingen sind tiefgründig und ermöglichen bis zu 10 t Weizen pro ha im Jahr.

Im Landes- Bodenschutz- und Altlastengesetz Baden-Württemberg 2004 wird dem Bodenschutz ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Die Ressource Boden soll im Interesse nachfolgender Generationen nachhaltig d. h. dauerhaft und umweltgerecht bewirtschaftet werden.

 

III. Hoher Verlust landwirtschaftlicher Flächen

 

Dies ist eines der größten aktuellen Umweltprobleme.

Als Flächenverbrauch bezeichnet man die Umwandlung von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen in Verkehrs-, Industrie- u. Siedlungsflächen. Die Folgen sind Zerschneidung von Landschaften, Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, Verringerung von Versickerungsflächen mit größerer Überschwemmungshäufigkeit und Versiegelung wertvoller Böden. Kommunen müssen mit steigenden Kosten für die Bereitstellung der Infrastruktur in der Gemeinde rechnen. In Nellingen sind das Flächenprofil und die großen zusammenhängenden Flächen sehr günstig für die großräumige landwirtschaftliche Bewirtschaftung.

Der „Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft" ist ein eigenständiger Auftrag der Landentwicklungsverwaltung. Die Landesregierung Baden Württemberg hat sich im Umweltplan 2000 das Ziel gesetzt, beim Flächenverbrauch zur „Netto-Null" zu kommen. Hierzu hat das Baden-Württembergische Umweltministerium am 19.Oktober 2004 ein Aktionsbündnis gegründet mit dem Ziel:

 

 „Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage und ein schonende und verantwortliche Umgang mit Flächen und Böden für künftige Generationen."

 

Am 13.Juli 2005 wurde als Bündnispartner der Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie e.V. und der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg aufgenommen. Auch die Industrie steht in der Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft den bislang ungebremsten Verlust von Ackerflächen zu stoppen.

 

IV. Der Wasserschutz dient der Gesundheitsvorsorge

Für die Trinkwasserversorgung einer Person benötigt man 480 m2 Fläche. Niederschläge müssen im Boden versickern und werden in den Hohlräumen gespeichert und zu Grundwasser gefiltert. Durch den Bau von Straßen und Industrieanlagen werden Oberflächen asphaltiert, der Boden wird regelrecht versiegelt. Schadstoffe aus Schmiermittel, Abgasen, Reifen und Bremsenabrieb sowie Salz und verbrannter Kraftstoff dringen in den Boden ein. Der natürliche Reinigungsprozess kann nicht mehr stattfinden. Diese Ackerflächen in Nellingen liegen im Wasserschutzgebiet III.  

 

V. Wertschätzung der Landwirtschaft

 

Eine Stadt kann sich nicht selbst versorgen; deshalb müssen wir den Wert der heimischen Landwirtschaft und die hier erzeugten Nahrungsmittel wertschätzen. Deutschland kann sich nur knapp selbst versorgen. Die Aufgaben der Landwirte beinhalten ein breites Spektrum, das nur noch von Wenigen mit viel Engagement und großem Fleiß bewältigt werden kann. Hierzu gehören die Boden- und Pflanzenkunde, Düngung und Schädlinge, gesunde Tierhaltung und Futtererzeugung, Klima- und Wetterkenntnisse, Maschinenbearbeitung und Betriebswirtschaft. Unsere Verantwortung besteht darin, dass auch in Zukunft gesunder Boden zur Verfügung steht. Unsachgemäße Nutzung kann die Versorgung mit Lebensmitteln gefährden; wir sind dann total auf Märkte außerhalb Deutschlands angewiesen, mit allen Risiken die solche Abhängigkeiten mit sich bringen. Die nachwachsenden Agrarrohstoffe zur Energiegewinnung und für Werkstoffe gewinnen immer mehr an Bedeutung für den Industriestandort in Baden Württemberg. Mit Blick auf die Rohstoffknappheit muss die Landwirtschaft als Partner der Industrie der Zukunft erkannt werden. Für die Existenz der Agrarwirtschaft ist die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Flächen hier überregional von Bedeutung; die Agrarwirtschaft ist ein ebenso wichtiger Wirtschaftszweig wie Industrie, Handel und Gewerbe.

 

VI. Struktur der Gemeinden

 Die Gemeindestruktur mit dem Gewerbe haben einen ausgezeichneten Stellenwert. Das bisher Erreichte in Nellingen wurde ohne die Fa. Daimler AG erarbeitet. Wir wollen kein Wachstum um jeden Preis. Stark steigende Einwohnerzahlen führen zu einem gravierenden Strukturwandel mit großem Druck durch steigende Forderungen an die Gemeindeinfrastruktur. Ein neues Verkehrs- und Abwasserkonzept (Kläranlage, Leitungssysteme, Verkehrsfläche) mit den entsprechenden Folgekosten für die Bereitstellung und Unterhalt wird nötig. Diese Entwicklung ist nicht sinnvoll und zukunftsfähig. Wir stehen für eine nachhaltige Entwicklung mit einem Flächenmanagement das große vorhandene Potenziale der Innenentwicklung aufzeigt und die vorhandene Infrastruktur nutz. Wir wollen regionale Kreisläufe fördern und ländliche Strukturen für alle Bürger ausbauen. Mit zusätzlichen Angeboten im Sinne eines sanften Tourismus kann der Wert unserer Heimat als Naherholungsgebiet gestärkt und als Einkommensquelle genutzt werden; Voraussetzung dazu ist die Bewahrung unserer Albhochfläche.

 

VII. Wachstum, Gewerbe und Arbeitsplätze

 

Gut ausgebildete Fachkräfte sind in der Region von Ulm und dem Alb- Donau Kreis gesucht. Auszubildende werden von den Betrieben umworben. Daher sollte nicht mit der Sorge um künftige Arbeitsplätze Angst geschürt werden. Die Gemeinden Nellingen und Merklingen sind beteiligt am Interkommunalen Gewerbegebiet Laichingen; dort sind noch viele Gewerbeflächen frei verfügbar. Auch in Nellingen und Merklingen sind freie Gewerbeflächen vorhanden. In nächster Nähe in Geislingen (Türkheim) stehen 44 ha für Gewerbeansiedlungen seit Jahren zur Verfügung. Durch eine vielfältige Entwicklung des bestehenden Mittelstandes erhalten wir stabile Arbeitsplätze am Ort. 56 Arbeitsplätze hängen an 200 ha Landwirtschaft, die verloren gehen werden, aufgerechnet gegen 30 neu entstehende Arbeitsplätze auf 200 ha Landverbrauch.

  

Dieser Preis ist zu hoch !!!

 

VIII. Bewohner von Nellingen

 Durch diese massive Bebauung wird die Lebensqualität unserer Wohnbebauung in Nellingen stark gemindert. Wer kommt für diese Wertminderung auf? Der Lärm wird trotz Lärmschutzwall zu einer Belastung. Mit der L1230 und dem Ausbau A8 / ICE-Trasse sind wir bereits vorbelastet. Von Westen erreicht uns mit der Hauptwindrichtung die volle Lärmwelle sowohl Tag und Nacht. Wir wohnen hier in einer intakten Landschaft und einer gewachsenen Dorfstruktur; diese wird zerstört. Wir wollen keinen Fremdkörper wie eine menschenleere Simulationsstadt in unserer Landschaft, die für uns einen hohen Stellenwert zur Naherholung hat. Wir Bürger fühlen uns in unseren Grundwerten verletzt.

 

 IX. Kritik zur Standortwahl

 Wertvolle landwirtschaftliche Ackerflächen dürfen nicht für Teststrecken geopfert werden. Stattdessen sind entwertete Flächen wie z.B. ehem. Militärgelände oder Industriebrachen zu suchen.

 Die Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe darf nicht gefährdet werden.

 

Es kann nicht sein, dass 200 ha Ackerfläche für ein Testgelände geopfert werden soll, um auf diesem Wege an ein 35 ha großes Gewerbegebiet zu kommen. Wir wollen kein Industrieballungsraum werden. Es wird auf lange Sicht nämlich nicht bei den 235 ha Landverlust bleiben: hinzu kommt noch der Verlust von ca. 80 ha Fläche für die ICE-Trasse und den Ausbau der A8; eine Umgehungsstraße vom Gewerbegebiet Türkheim mit weiteren 80 ha Flächenverbrauch steht in der Diskussion; etwa 287 ha Ausgleichsfläche wird erwartet.

Wir wollen in unserer nächsten Nachbarschaft keinen Dauerlärm 7 Tage die Woche, Tag und Nacht, à 24 Stunden, mit mindestens 70 Testfahrzeuge im Dreischichtbetrieb, mit mehr als 200 km/h. Wir wollen keine menschenleere beleuchtete Simulationsstadt in der Größe von ca. 16 ha, bestückt mit Sendemasten und Radargeräten. Wir wollen keine riesigen Straßenbauwerke wie Steilkurven, Steigungen, Oval mit dreispuriger Straße und Akustikmessstrecke. Organisatorisch zugeordnete Entwicklungsingenieure werden in Zeitabschnitten einzelne Prüfmodule testen: diese 300 neuen Arbeitsplätze sind Pendler aus Sindelfingen. Realistisch sind die ursprünglich zugesagten 30 Arbeitsplätze; sie dienen dem Unterhalt der Anlage. Hochqualifizierte Arbeitsplätze werden mit den weltweit besten ausgebildeten Ingenieuren besetzt; Nellinger und Merklinger Bürger haben dort keine reelle Chance.

Insgesamt haben wir viel zu wenig Information zum geplanten Prüf- und Testzentrum !

 

 

X. bessere Handlungsmöglichkeiten

 Die Landesregierung von Baden - Württemberg und das Regierungspräsidium sind hier aufgefordert mit einem Flächenmanagement die Ressource Boden zu schonen. Konversionsflächen und Militärflächen sollten in die Verhandlungen eingebracht werden. Es ist der politische Wille aller Parteien, nachhaltig Kultur- und Naturräume für spätere Generationen zu erhalten. In diesem Kontext beschloss die Landesregierung am 23.03.2011 auf EU-Grundlage die Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020. Mit dieser weit reichenden gesellschaftlichen Erkenntnis auf Bundes- Landes- und Kreisebene muss sich der Gemeinderat Nellingen und Merklingen auseinandersetzen und Ihrer Verantwortung entsprechend den Schaden an Natur- und Kulturräumen abwenden.

XI. Die Fa. Daimler steht in der Verantwortung, wir fordern

 

sie auf, ihre Vorgehensweise und Forderungen zu überdenken und ihren Nachhaltigkeitsbericht für die Umwelt ganzheitlich aufzustellen. Dies auch mit dem Blick auf das eigene Interesse der Firma und ihre gesellschaftliche Verpflichtung in Baden Württemberg.

  1. Landwirtschaftliche Flächen sind als wichtige Ressource zu schützen, sowohl für die gesicherte Erzeugung von Grundnahrungsmittel, zur Energiegewinnung und zur Rohstoffgewinnung für neue Werkstoffe der Zukunft (z.B. Schmiermittel oder Ersatz für Kunststoffe).
  2. Die natürlichen Landschafts- und Naturräume der Albhochfläche verdienen höchste Wertschätzung zur Naherholung der arbeitenden Menschen aus den Ballungsräumen. (Sindelfingen Fa. Daimler AG ca. 28 000 Mitarbeiter)
  3. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind schon vorhandene und/oder noch bestehende eigene Daimler- Testgelände auszubauen, umzubauen und zu modernisieren. (Papenburg ist z.B. 950 ha groß)
  4. Testmodule können geteilt werden und auf dem vorhandenen Daimlerareal in Sindelfingen oder in nächster Nachbarschaft auf der Militärbrache im Sindelfinger Flugfeld platziert werden.
  5. Kooperationen mit Partnerunternehmen sind anzustreben (z.B. Bosch-Teststrecke in Boxberg).
  6. Vorbelastete entwertete große Flächen wie Militärflächen / Konversionsflächen sollten primär anvisiert werden. (Hierzu sollte die Bundeswehr-Reform im Herbst 2011 und der Rückzug der USA abgewartet werden).

 

 

Pro – Albhochfläche - Interessengemeinschaft

Wir Nellinger Bürger stehen für die Erhaltung der Albhochfläche zur landwirtschaftlichen Nutzung und für den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Boden als Lebensgrundlage.

Wir fordern die Verhandlungen mit der Daimler AG zu beenden !

Ministerium für Umwelt, Naturschutz u. Verkehr Baden-Württemberg, Postfach 103439, 70029 Stuttgart Zweckverband Landeswasserversorgung Baden Württemberg, Schützenstraße 4, 70182 Stuttgart NABU-Landesverband Baden-Württemberg Tübinger Straße 15, 70178 Stuttgart BUND Landesverband Baden-Württemberg Paulinenstr.47, 70178 Stuttgart UNESCO Biosphärengebiet Schwäbische Alb, R. Tübingen Von der Osten Straße 4,6, 72525 Münsingen                                                                                                                              

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Quellennachweis:

 

 

 

 

 

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